Rede Bundesfeier 31.7.2019 in Obfelden
Liebe Obfelderinnen und Obfelder Liebe Gäste
Es ist natürlich eine Ehre in einer frisch gekürten Energiestadt die erste Augustrede halten zu dürfen. Beim Schreiben ist mir allerdings die unangenehme Frage aufgetaucht, ob sich dieser Brauch der Augustrede nur gehalten hat, weil sich das Geburtstagskind – unsere Schweiz - nicht dagegen wehren kann. Denn vor dem Geschenkeauspacken noch eine Rede anhören zu müssen, steht ja nicht zuoberst auf der Wunschliste. Aber auch heute muss sich Helvetia damit abfinden, dass das Feuerwerk erst nach meinen Worten gezündet wird. Immerhin haben die Ohrestüber Musikanten schon mal für eine gute Stimmung gesorgt, auf der man aufbauen kann. Vielen Dank. Es ist ein bewährter Trick, gleich zu Beginn einer Rede Sympathiepunkte zu sammeln. Wenn ich jetzt aber sage, „Ich bin ein Obfeldner“ hat das natürlich nicht die gleiche Wirkung wie John F. Kennedys „Ich bin ein Berliner“. Aber immerhin kann ich behaupten in Obfelden die Liebe meines Lebens gefunden zu haben. Denn vor über 30 Jahren habe ich hier meine Frau – Christine Sommer - kennen gelernt. Ein kleines Problem hatte ich mir damals allerdings auch eingehandelt. Der Wunsch nämlich, meinen Ledignamen Sidler in Sommer zu verwandeln, ist beim Affoltemer Standesbeamten nicht gerade auf Begeisterung gestossen. Denn weil ich als männlicher Namensänderer ein Ersttäter war, hatte es für diesen Fall noch kein passendes Formular gegeben. Und ohne Formular fühlt sich manch ein Beamter wie ein Fisch ohne Wasser. Er schnappt nach Luft und wird zappelig. Da auch das Geburtstagskind langsam zappelig wird, steht ab jetzt die Schweiz und einige von ihren tollen Eigenschaften im Zentrum.
Bei der Frage, von welchen Eigenschaften heute die Rede sein soll, sind mir als Erstes die intensiven Auseinandersetzungen im Vorfeld der Abstimmung zu unserem Bezirksspital in den Sinn gekommen. Die Tatsache, dass im Mai alle Gemeinden für den Erhalt des Spitals gestimmt haben, werte ich auch als starkes Zeichen von Solidarität. Denn trotz unterschiedlicher Interessen, kultureller Hintergründe und sogar verschiedener Sprachen gemeinsam für Erhaltenswertes einzustehen, gehört zu unserer Schweiz. Solidarität ist nichts Abstraktes. Sie besteht aus konkreten Handlungen, schafft Zusammenhalt und muss darum wie Fischkleister immer wieder neu angerührt werden. Sie ermöglicht Grosses und kann Kleingeister in die Schranken weisen. Solidarität schafft ein Zusammengehörigkeitsgefühl und ist, wie es die Schriftstellerin Giocanda Belli poetisch ausdrückt, „die Zärtlichkeit der Völker.“ .......
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